Fräulein Schröder arbeitet in der sogenannten Kleberei – modern übersetzt: in der Schnittabteilung einer Filmkopieranstalt –, wo sie tagtäglich einzelne Filmstreifen zu kompletten Filmen zusammenklebt. Ihre Zeit verbringt sie aber lieber mit Kreuzworträtseln und romantischen Tagträumereien. Da erhält sie von ihrem Vorgesetzten die dringende Aufgabe, die Kopie eines großen Revuefilms rechtzeitig zur Premiere am selben Abend vorzubereiten. Blitzschnell macht sich Fräulein Schröder ans Werk und Punkt 6 Uhr abends ist die fertige Kopie im Kino. »Geschafft!,« denkt sich die Filmkleberin. Nur ist ihr in der Eile nicht aufgefallen, dass sie falsches Filmmaterial in die Kopie eingebaut hat. Als sich der Vorhang im Kinosaal öffnet, wird ihr – und uns Zuschauer:innen – das Ergebnis ihres Fauxpas vor Augen geführt.
Mit seinem Film TRAGÖDIE EINER URAUFFÜHRUNG, dessen überlieferte Kopie den alternativen Titel WENN DIE FILMKLEBERIN GEBUMMELT HAT…trägt, wirft der heute völlig vergessene Regisseur und Drehbuchautor O.F. Mauer einen humorvollen Blick in die Welt des (analogen) Filmemachens. Der Film-im-Film ist eine Persiflage des Avantgarde-Kinos, das damals schwer in Mode war. In der heutigen Zeit, in der Produktion und Rezeption von Filmen überwiegend digital sind, bildet TRAGÖDIE EINER URAUFFÜHRUNG ein kostbares Zeitdokument aus der analogen Filmvergangenheit. Umso passender ist es daher, dass wir diesen Film bei den Stummfilmtagen als analoge 35mm-Filmkopie zeigen.
Der Film, dessen Manuskript von O. F. Mauer stammt, ist dem Rahmen einer Revue eingefügt und zeigt in humorvoller Weise das große Unheil, das eine Kleberin anrichten kann, wenn sie im letzten Augenblick ihre Arbeit fertigstellt, so daß eine Überprüfung des Films nicht mehr möglich ist. Regie führte ebenfalls O. F. Mauer. Sauber und nett. Wenn sich auch aus diesem Thema vielleicht noch mehr hätte herausholen lassen können, so verdient dennoch die reizende Arbeit volle Anerkennung.
K. M. in: Lichtbild-Bühne,3.6.1926.