Eine Stadtsinfonie über und eine Hommage an Kyїvund die unermüdliche Kraft ihrer Bewohner:innen im Wandel der Jahreszeiten vom Winter in den Frühling. Erst liegt der Schnee hoch, dann überflutet das Schmelzwasser die Stadt und die Bewohner:innen arbeiten hart, bevor sich Fenster öffnen, Kinder im Park spielen, der Frühjahrsputz beginnt und das Leben immer mehr auf den Straßen stattfindet. Während sich das Thema Frühling durch den gesamten Film zieht, zeigt er gleichzeitig das Entstehen einer modernen und industrialisierten Stadt mit ihren Fabriken und ihrem Bausektor, ihren aktiven Bürger:innen und ihren jubelnden Maifeiern. Die dokumentarischen Bilder sind aus vielen ungewöhnlichen Kameraperspektiven aufgenommen und verschmelzen mit experimentellen Film- und Montagetechniken wie Split-Screen-Kompositionen, Mehrfachbelichtungen, Zeitraffer oder Rückwärtsbewegungen.
Der Regisseur des Films Michail Kaufman wirkte als DER MANN MIT DER KAMERA 1929 auch am gleichnamigen Film seines Bruders Dziga Vertov bzw. Denis Kaufman vor und hinter der Kamera mit. Die beiden Brüder hatten während der Dreharbeiten einige Meinungsverschiedenheiten, die zum Ende der Zusammenarbeit führten. Aufnahmen, die Michail Kaufman gegen den Willen seines Bruders gedreht hatte, landeten so in seinem eigenen Filmprojekt. IM FRÜHLING bildet sowohl ein Pendant als auch eine Antithese zu Vertovs bekannterem Film. In Bonn zeigen wir IM FRÜHLING als 35mm-Kopie einer Rekonstruktion des Eye Filmmuseums in Amsterdam aus dem Jahr 1999. Diese Kopie enthält auch Material, das seinerzeit von der sowjetischen Zensurbehörde aus dem Film geschnitten wurde.